Tut es mir gut? Auch später noch?
Dieses Stück Schokolade, lecker! Glückshormone beim naschen, ich fühl mich gut - kurz - sobald der Blutzucker fällt fühl ich mich schlechter als vorher.
Noch ein Glas Wein, lecker! Beim trinken fühle ich mich beschwingt - kurz - die Nachwehen folgen später - sind die das Wert?
Statt Frühsport länger liegenbleiben, so herrlich entspannt. Bis mich viel später der steife Rücken zwickt.
Dinge kaufen die ich schon immer mal haben wollte, aber nicht brauche. Kurz ein gutes Gefühl, Begeisterung. Später macht der Blick in die leere Geldbörse Stress.
Noch eine Portion von diesem unglaublich leckerem Essen. So ein Genuss! Dafür dann Völlegefühl, Magenschmerzen und der entsetzte Blick auf die Waage.
Kurzfristig toll - langfristig auch?
Wir Menschen können aus Fehlern und Erfolgen lernen. Wir sind in der Lage Zusammenhänge herzustellen, rauszufinden was uns gut tut und was uns schadet. Dummerweise legen wir dabei oft mehr Fokus auf die kurzfristigen Effekte und übersehen längerfristige Folgen unseres Handelns. Und mit längerfristig meine ich nicht die Jahre später eintretenden Folgen von Rauchen, schlechter Ernährung, eines ungesunden Lebensstils. Es fällt teils sogar schwer den Zusammenhang herzustellen, obwohl die Folgen nur wenige Stunden oder gar Minuten später auftauchen.
Wenn ich an mir arbeiten möchte, mein Leben, meine Gesundheit, meine Lage verbessern möchte, ist meiner Meinung nach die wichtigste Eigenschaft, solch längerfristige Zusammenhänge herzustellen. Wenn mir die Zähne weh tun das in Zusammenhang mit den vielen Gummibärchen vorher zu bringen. Wenn ich einen Kater habe das in den Zusammenhang mit den zu vielen Getränken zu bringen. Wenn mir regelrecht schlecht ist dran zu denken dass ich wohl wirklich zu viel gegessen hatte.
Zusammenhänge erkennen
Der erste Schritt ist immer Erkenntnis: Die Zusammenhänge überhaupt zu sehen. Zu erkennen und mir klar vor Augen zu führen, dass es mir grad schlecht geht weil ich zu viel gegessen habe. Das sich alles dreht weil es nicht nur ein Wein zuviel war. Das mir der Rücken weh tut, weil ich doch lieber faul auf dem Sofa saß als mich zu bewegen.
Und zwar nicht einfach nur kurz zu denken „ich sollte weniger naschen“, sondern ganz konkret überlegen was ich vorher genascht habe, nochmal nachfühlen wie das geschmeckt hat, wie es war das in den Mund zu stecken. Nochmal richtig reinfühlen und den Zusammenhang zu meinem aktuellen schlecht fühlen wirklich zu verinnerlichen.
Wenn ich diese Zusammenhänge oft genug hergestellt habe, dann denke ich irgendwann auch daran. Überlege, wenn mein Weinglas leer ist, ob ich vielleicht doch erstmal ein Glas Wasser trinke statt gleich das nächste Glas Wein zu bestellen. Spare mir den Nachtisch, wenn ich ohnehin schon pappsatt bin oder teile ihn mir zumindest mit jemand.
Ich ändere meine Gewohnheiten nicht über Nacht, mit einem Schlag. Aber wenn ich oft genug Zusammenhänge herstelle, wenn ich erkenne was mir nicht gut tut, dann kann ich daran irgendwann auch etwas ändern. Oder ich kenne und akzeptiere meine Schwäche für Marzipan und lebe damit, dass danach mein Blutzucker ins Bodenlose fällt und ich Hunger auf mehr habe. Und plane den Verzehr so, dass sobald der Hunger eintritt ich auch wieder eine richtige Mahlzeit bekomme.
Nicht verurteilen, sondern verstehen
Es geht nicht darum mich zu verurteilen für mein Handeln. Es geht darum mich zu verstehen, zu lernen was mir meine Handlung kurzfristig einbringt und was sie mich langfristig kostet. Und mir dann bewusst überlegen zu können, ob es mir das heute Wert ist oder nicht. Ob das kurzfristige Hoch mir wichtiger ist oder mein langfristiges Wohlbefinden. Und zu Akzeptieren, dass meine Entscheidung von Tag zu Tag schwankt. Und dass ich mich trotzdem mag, auch wenn ich eben nur ein Mensch bin, mit meinen menschlichen Schwächen.
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