Sam Jost

Lange Brennweite für die Vogelfotografie

Wenn man kleine Vögel fotografiert kann die Brennweite eines Objektivs gar nicht lang genug sein – auf den Geschmack gebracht hatte mich das Fujitsu XF100-400mm, das mit Telekonverter am Crop-Sensor der Fuji auf eine effektive Brennweite von 840mm kam. Am liebsten würde ich ja das AF-S NIKKOR 800mm f/5.6E FL ED VR (bei Amazon¹) kaufen, aber das übersteigt mein Budget dann doch ganz gewaltig und ist dazu mit 5,6kg unhandlich und schwer.

Entsprechend habe ich dann mal ein paar bezahlbare Objektive mit langer Brennweite ausprobiert. Wichtig ist mir natürlich die Bildqualität, aber auch Gewicht, Preis und die Handhabung des Objektivs.

Vorab hier mit jedem Objektiv ein stark vergrößerter Ausschnitt eines besonders gut gewordenen Fotos. Das Fuji-Bild ist mit der Fuji XT-2 gemacht, die anderen mit der Nikon Z7 (unfair, ich weiß).

Die Ausschnitte sind jeweils gleich groß vergrößert, bei manchen Vögeln war ich einfach dichter dran als bei anderen.

Nikon AF-S Nikkor ED VR 200-500mm f/5,6

Dieser Nikkor-Zoom ist schon recht schwer, lässt sich aber gut handhaben und hat eine gute Bildqualität. Manuelles fokussieren ist angenehm, leichtgängig, aber nicht zu leicht für mich. Autofokus ist gut, wobei ich oft manuell fokussieren, da der Autofokus schnell mal Zweige in der Umgebung interessanter findet als die Vögel, die ich gern scharf hätte.

Das Nikon AF-S Nikkor ED VR 200-500mm f/5,6 (bei Amazon¹) ist von Qualität und Handhabung her sehr gut, nur sind mir 500mm zu wenig Brennweite, und die kürzeren Zoomeinstellungen nerven mich eher wenn ich versehentlich den Zoom verdrehe und es nicht merke. Zusätzlich ist es mit 2,3kg das schwerste der von mir probierten Objektive.

Walimex Pro 800mm f/8 Spiegeltele

Es wäre ja zu schön um wahr zu sein, aber ich wollte es wissen und hab das Walimex-Spiegeltele ausprobiert. 800mm ist eine tolle Brennweite, aber trotz Anti-Verwackel-Technik der Nikon Z7 ein deutlich unruhigeres Bild als das Nikkor 200-500mm. Fokussieren viel zu schwergängig, aber vor allem hat das Spiegeltele eine katastrophale Bildqualität und fällt damit aus.

Details und weitere Beispielbilder in meinem Beitrag über das Walimex Spiegeltele.

Sigma 150-600mm f/6,3 DG OS HSM Contemporary

Den gleichen Bereich gibt es auch von Tamron, dort braucht man aber evtl. ein Firmware-Update für das Objektiv, damit es an der Z7 funktioniert. Also hab ich das Sigma gekauft, optisch sollen die beiden ähnlich gut sein. 600mm ist schon besser als 500mm, könnte aber mehr sein. Das Sucherbild kommt mir trotz Anti-Verwackel-Technik recht unruhig vor. Die Bildqualität bei 600mm finde ich gut. Autofokus ist ok. Manuelles fokussieren finde ich schwierig, da der Ring zum Fokussieren sehr dicht an der Kamera sitzt, ergibt sich eine sehr unbalancierte Handhaltung, Kamera und Objektiv sind dann sehr kopflastig. Dazu ist der Fokusring auch etwas schwergängig, dadurch ist das manuelle Fokussieren eine sehr wackelige Angelegenheit. Auch verstellt sich der Zoom schnell mal wenn ich eigentlich nur fokussieren möchte.

Preis-Leistung des Sigma 150-600mm f/6,3 DG OS HSM Contemporary (bei Amazon¹) ist sehr gut. Mir wäre eine 600mm Festbrennweite mit besserem manuellen Fokussieren lieber, aber die sind ja leider kaum bezahlbar.

Nikkor AF-S 300mm f/4 mit Telekonverter TC20iii

Immer wieder komme ich darauf zurück, dass ich ich bei diesen langen Brennweiten einen Zoom nicht brauche und mir die Zoomobjektive zu groß, zu schwer, zu unhandlich sind. Die “guten” Festbrennweiten mit 400, 500, 600 oder 800mm möchte ich nicht bezahlen, doch grad noch in meiner Liga ist das Nikkor mit 300mm und f/4 mit einem 2-fach-Telekonverter. Telekonverter verlieren grundsätzlich an Bildqualität, der 2-fach-Konverter TC20iii von Nikon ist da keine Ausnahme, im Gegenteil. Damit hat das 300mm Nikkor zwar eine Brennweite von 600mm, aber fällt auch auf eine Lichtstärke von f/8, womit laut Datenblättern auch kein Autofokus mehr funktioniert.

Schlimmer als das Spiegeltele kanns aber eigentlich kaum werden, und jetzt bin ich eh schon neugierig. 600mm ist meine (Mindest-)Wunschbrennweite, dass ich die Fähigkeit zum Zoomen verliere stört mich nicht und fokussieren tu ich auch mit den anderen AF-Objektiven oft manuell weil der Autofokus gern auf Zweige in der Umgebung statt auf die Vögel scharfstellt.

Was mir als erstes im Vergleich zum Sigma 150-600mm und auch dem Nikkor 200-500mm auffällt ist das Gewicht: Die Kombi aus 300mm und Konverter bringt grad mal 1Kg auf die Waage, das Sigma ist knapp doppelt so schwer, das 200-500mm Nikkor wiegt mit 2,3kg noch etwas mehr. Beim Fotografieren aus der Hand macht das einen großen Unterschied.

Noch größer wird der Unterschied durch die andere Lage des Fokusringes: Bei dem Sigma sitzt der Fokusring sehr dicht am Kameragehäuse was zu einer sehr unstabilen Haltung führt. Auch beim 200-500mm Nikkor liegt der Fokusring dichter am Gehäuse als beim 300mm Nikkor, denn beim 300mm Nikkor liegt der Fokusring wirklich sehr weit vorn, weg von der Kamera. Durch diese Kombination, also das geringere Gewicht und dem weit vorne sitzenden Fokusring lässt sich das 300mm Nikkor einfacher handhaben und manuell scharfstellen als die beiden Zooms.

Meine Befürchtung war, dass die Bildqualität dank 2-fach-Konverter deutlich schlechter als die Zooms sein würde, das hat sich aber zum Glück nicht bestätigt. Von der Bildqualität her sind die Ergebnisse brauchbar für meine Zwecke.

Laut technischer Daten funktioniert bei dieser Kombination kein Autofokus, das kann ich für die Z7 so aber nicht bestätigen. Bei gutem Licht funktioniert der Autofokus – zugegebenermaßen etwas schlechter als beim Sigma-Zoom. Manuell fokussieren macht mit dem Nikkor aber deutlich mehr Spaß!

Vermutlich werde ich mich für das Nikkor mit dem Konverter entscheiden: Es ist für meine Zwecke gut genug, wiegt nur halb so viel wie die Zooms und lässt sich viel besser handhaben.

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Veröffentlicht 28.02.2019
Letzte Änderung 03.03.2019